Wenn das Wort "Gold" im Titel einer Ausstellung vorkommt, wird sie meist ein Publikumsmagnet.
Vielleicht locke ich so ein paar "Follower" für meinen neuen Blog an? Andreas Schlüter war nicht nur Architekt und Bildhauer, er entwarf auch die Innenausstattung des Schlosses. Wobei mein Titel journalistisch natürlich nicht ganz hasenrein ist: das Prachtbuffet, das zwischen 1703 und 1706 im Rittersaal des Schlosses dem Thron genau gegenüber stand, ist a) ein (vergoldetes) Silberbuffet, in Augsburg hergestellt, b) hat niemand von diesen Tellerchen gegessen, sie dienten nur der Repräsentation und c) steht da der ominöse Satz: "Ihre Anordnung folgt, wenn nicht direkt einer Idee Schlüters, so zumindest einem Entwurf seines unmittelbaren Nachfolgers am Schlossbau, Johann Friedrich Eosander von Göthes".
Ist aber egal: dies ist wirklich ein Glanzstück der Ausstellung, gut bewacht nicht nur vom Personal, sondern auch auf jeder Seite von einem gewaltigen Atlanten im Vordergrund - geschaffen um 1705 von Andreas Schlüter und Giovanni Simonetti für das Große Treppenhaus des Berliner Schlosses. Beeindruckend auch Schlüters Büste des Prinzen von Homburg, Guss Johann Jacobi (um 1700):
Kein Kleistscher Seelenheld, schreibt Andreas Kilb in Die Welt (Hervorhebung im Text von mir):
"(...)das eigentliche Faszinosum der Büste bleibt das Gesicht. Schlüter zeigt in ihm nicht bloß einen typischen Regenten des Hochbarocks, sondern ein Individuum in seiner Spannung zum Typus. Die Hängebacken, das Doppelkinn, die breite Stirn, die vorspringende Nase, der Feldherrnblick, sie alle gehören zur Physiognomik eines Zeitalters, in dem die Machtausübung zum Schauspiel wurde, und sind zugleich ganz individuell. Es ist das Licht, das diese Paradoxie zum Funkeln bringt. Die Züge des Landgrafen,(...), sind mit so feinen Nuancen gestaltet, dass man sie erst aus kurzer Distanz wahrnimmt. Im Näherkommen wird der Herrscher von der Maske zur Person. Es gibt wenige Bronzeporträts im deutschen Barock, die diesem an bewegtem Ausdruck gleichkommen, und auch im europäischen Maßstab muss man bis zu Bernini und Cellini gehen, um Ebenbürtiges zu finden."
Ah - Gianlorenzo Bernini - in seine ebenfalls hier ausgestellten Medusa (Marmorbüste um 1635) habe ich mich sofort verknallt: (das folgende Foto ist fotografisch nicht einwandfrei, die Locke hinter dem Kinn..., es zeigt aber, wieso ich so schwärme):
Vom Berliner Schloss, das Schlüter geschaffen hat, können wir nur Gemälde und ein Modell sehen - 2019 soll es wiederaufgebaut sein.
So zerfallen sah das Schloss 1950 aus,
als es von der DDR gesprengt wurde.
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