"Ich laß’ es von fern locken, werde mich wohl hüten, hinüberzugehen […] Ich gehe weiter ohne bestimmte Richtung..." Franz Hessel

Sunday 25 May 2014

Andreas Schlüter und das 'Gold der Hohenzollern'

Britta Huegel


Wenn das Wort "Gold" im Titel einer Ausstellung vorkommt, wird sie meist ein Publikumsmagnet.
Vielleicht locke ich so ein paar "Follower" für meinen neuen Blog an? Andreas Schlüter war nicht nur Architekt und Bildhauer, er entwarf auch die Innenausstattung des Schlosses. Wobei mein Titel journalistisch natürlich nicht ganz hasenrein ist: das Prachtbuffet, das zwischen 1703 und 1706 im Rittersaal des Schlosses dem Thron genau gegenüber stand, ist a) ein (vergoldetes) Silberbuffet, in Augsburg hergestellt, b) hat niemand von diesen Tellerchen gegessen, sie dienten nur der Repräsentation und c) steht da der ominöse Satz: "Ihre Anordnung folgt, wenn nicht direkt einer Idee Schlüters, so zumindest einem Entwurf seines unmittelbaren Nachfolgers am Schlossbau, Johann Friedrich Eosander von Göthes". 

Britta Huegel

Ist aber egal: dies ist wirklich ein Glanzstück der Ausstellung, gut bewacht nicht nur vom Personal, sondern auch auf jeder Seite von einem gewaltigen Atlanten im Vordergrund - geschaffen um 1705 von Andreas Schlüter und Giovanni Simonetti für das Große Treppenhaus des Berliner Schlosses. Beeindruckend auch Schlüters Büste des Prinzen von Homburg, Guss Johann Jacobi (um 1700):

Britta Huegel

Kein Kleistscher Seelenheld, schreibt Andreas Kilb in Die Welt (Hervorhebung im Text von mir):

"(...)das eigentliche Faszinosum der Büste bleibt das Gesicht. Schlüter zeigt in ihm nicht bloß einen typischen Regenten des Hochbarocks, sondern ein Individuum in seiner Spannung zum Typus. Die Hängebacken, das Doppelkinn, die breite Stirn, die vorspringende Nase, der Feldherrnblick, sie alle gehören zur Physiognomik eines Zeitalters, in dem die Machtausübung zum Schauspiel wurde, und sind zugleich ganz individuell. Es ist das Licht, das diese Paradoxie zum Funkeln bringt. Die Züge des Landgrafen,(...), sind mit so feinen Nuancen gestaltet, dass man sie erst aus kurzer Distanz wahrnimmt. Im Näherkommen wird der Herrscher von der Maske zur Person. Es gibt wenige Bronzeporträts im deutschen Barock, die diesem an bewegtem Ausdruck gleichkommen, und auch im europäischen Maßstab muss man bis zu Bernini und Cellini gehen, um Ebenbürtiges zu finden."

Ah - Gianlorenzo Bernini - in seine ebenfalls hier ausgestellten Medusa (Marmorbüste um 1635) habe ich mich sofort verknallt: (das folgende Foto ist fotografisch nicht einwandfrei, die Locke hinter dem Kinn..., es zeigt aber, wieso ich so schwärme): 


Britta Huegel


Vom Berliner Schloss, das Schlüter geschaffen hat, können wir nur Gemälde und ein Modell sehen - 2019 soll es wiederaufgebaut sein. 

Britta Huegel


Bis dahin bleiben uns die Bilder aus dem ebenfalls in der Ausstellung gezeigten Film:
So zerfallen sah das Schloss 1950 aus,

BrittaHuegel

als es von der DDR gesprengt wurde.

Britta Huegel



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