"Ich laß’ es von fern locken, werde mich wohl hüten, hinüberzugehen […] Ich gehe weiter ohne bestimmte Richtung..." Franz Hessel

Monday 16 February 2015

Flanieren

Ich habe meinen Blog umbenannt. 
"Berlin zum Dritten": kaum einer kannte das Zitat von Robert Gernhardt. Und ich hatte - fleißig meine beiden Hauptblogs in Englisch schreibend - den deutschen Blog fast vergessen. So wie das Wort Flanieren
Nun, es war Winter.  
Heute scheint die Sonne, noch etwas schüchtern, und so sitze ich gegen drei auf dem Balkon,Teebecher in der einen, Franz Hessels Buch in der anderen Hand. "Spazieren in Berlin: Ein Lehrbuch der Kunst in Berlin spazieren zu gehen" (1929) -1984 umbenannt in "Ein Flaneur in Berlin".   
Mein Balkon ist schon mit Frühlingsblühern bepflanzt: kleine Narzissen, ein paar gelbe Stiefmütterchen, dazu Rosmarin, Lorbeer, Thymian und Salbei auf winzigen Stämmchen. Diese führten zu einer Diskussion mit einer interessanten Frau, sie hin- und her gerissen zwischen Gärtner-Gier ("sie sind spottbillig") und Vernunft ("es ist noch zu früh"). Entschied sich für die Vernunft.  
Ich will es mir nicht mehr leisten, vernünftig zu sein. Jedenfalls nicht in kleinen Dingen - und in den großen oft auch nicht. 
Auch das Flanieren folgt nicht der Vernunft. 
                         Flanieren - das ist es, was ich seit Jahren mache: in London, wo ich auf die hübsch gebundene Stadtführerliteratur pfeife, in Edinburgh, wo ich mich beim Treibenlassen in die Stadt verliebe, und in Hastings, angespült wie Robinson Crusoe, und wo jeder mich fragt: "Why Hastings?" "Warum Hastings?
Beim Flanieren gibt es kein "Warum?" Man schlendert einfach los. 
Und erfährt die Stadt - rhapsodisch. Doch darüber ein andermal. 

    

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