"Ich laß’ es von fern locken, werde mich wohl hüten, hinüberzugehen […] Ich gehe weiter ohne bestimmte Richtung..." Franz Hessel

Wednesday 18 February 2015

Der Viktoriapark in Kreuzberg (1)

©Brigitta Huegel

Gestern habe ich es genau richtig gemacht: erst das Vergnügen, dann die Arbeit. Da die Sonne vormittags vorfrühlingshaft leuchtete, wollte ich in die Natur - was in Berlin ja oft 'Park' heißt. 
Den Viktoriapark in Kreuzberg kannte ich noch nicht. Clemens A. Wimmer beschreibt ihn knapp auf zwei sehr kleinen Seiten in "Parks Und Gärten In Berlin Und Potsdam" - dabei ist er immerhin 128.000 Quadratmeter groß. UND liegt - zumindest für Berliner Vorstellungen - auf einem Berg, der 66 Meter (NHN) hoch ist - dem Kreuzberg
Auf dem steht seit 1878 Schinkels Nationaldenkmal zur Erinnerung an die Freiheitskriege - ein Denkmal, das man einfach von vor den Toren der Stadt hierher versetzte. Und das in einen Park, den ich sofort ins Herz schließe - er hat etwas entschieden englisches: ein Landschaftsgarten. 


©Brigitta Huegel

"Wie auf Fels gebaut" sollte er sein - das wollte der Stadtgartendirektor Hermann Mächtig, und ließ deshalb - im kleinem Stil - den Hainfall des Riesengebirges nachahmen, wobei er penibel und naturalistisch die Felsformation nachbauen ließ - was ich jetzt im Winter sehr gut überprüfen konnte, denn der Wasserfall ist (leider) abgestellt. 


©Brigitta Huegel


Aber zuerst einmal hieß es, hinauf zu 'klettern'. Auf dem Weg dahin boten kleine Plätze, sehr geschickt in die Parklandschaft eingebunden, durchaus genügend Sitzgelegenheiten, aber die waren mir - und Heinrich von Kleist - entschieden zu kühl; Heinrich wirkte überhaupt wie erstarrt und war offensichtlich noch dabei, erst allmählich seine Gedanken zu verfertigen, wobei er noch gar nicht zum Reden kam - und auch mir verschlug der respektlose Umgang mit diesem Literaten die Sprache


©Brigitta Huegel
Er ist der Einzige von ursprünglich 6 "Porträthermen 'urdeutscher Dichter, Sänger des deutschen Patriotismus' ", den ich im Park fand ohne zu Suchen - irgendwo müssen noch Ludwig Uhland und Friedrich Rückert (ein Dichter, der meines Erachtens in unserer Zeit völlig unterschätzt wird) herumstehen. Fast bin ich erleichtert, als ich bei späterer Recherche im Blog kreuzberged.com lese: das Denkmal ist ein Fake - die Originale stünden jetzt im Hof eines Gymnasiums: "The original works of Karl Pracht (he made von Kleist) and of Max Kruse (his was Uhland) were moved to the courtyard of the Leibniz-Schule (...) in Schleiermacherstrasse 23.
"Und das ist auch gut so", um einen zeitgenössischen Berliner zu zitieren - denn dann sind wenigstens sie geschützt, anders als "eine aufwendige Granitbank aus der Entstehungszeit" (so Wimmer), die trotz Denkmalschutz (unter den der ganze Park als erste der Berliner Grünanlagen 1980 gestellt wurde) farblich 'aufgepeppt' wurde:  

©Brigitta Huegel
Wenn euch das jetzt glatt aus den Schuhen haut, dann setzt euch doch für einen Moment hin. 
Morgen geht es weiter. 


2 comments:

  1. thanks for your visit at the Italian View Brigitta,
    you have a very nice blog as well !
    have a great week end

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  2. Grazie mille, Massimo - this German blog is more a byproduct (entertaining myself :-), my main blog is 'berlinletters', and maybe you would like the photos on burstingwithhappiness.blogspot.de

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